Grundlagen
Nicht immer ist es möglich die Messwerte eines Experiments direkt mit PAKMA zu
erfassen.
Es ist aber möglich eine Tabelle mit Messwerten in PAKMA zu übernehmen.
Damit PAKMA die Tabellen richtig einlesen kann muss die Tabelle bestimmte
Konventionen erfüllen. Jede Zeile der Tabelle entspricht einem Messzeitpunkt.
In den Spalten der Tabelle sind die zu einem Messzeitpunkt parallell erfassten
Messwerte durch Kommata getrennt einzutragen (siehe Abb.4.17).
Hinweis : Das Komma zum Trennen der Messwerte in einer Zeile muss direkt nach
dem Messwert stehen, so wie in Abb.4.17. zu sehen.
Sonst ließt PAKMA den Messwert vor
dem Komma fehlerhaft ein.
Sie können eine solche Tabelle ganz einfach mit dem
Editor von Windows oder einem anderen Texteditor erstellen.
Es dürfen nur die Messwerte und Trennungszeichen, aber keine
weiteren Formatierungs- und Sonderzeichen in der Tabelle vorkommen.
Die Abbildung 4.17 zeigt ein Beispiel einer Tabelle mit 4 Spalten.
Sie ist in der Datei
wertetabelle.txt gespeichert.
Messbefehle im PAKMA-Kernprogramm zum Lesen einer Tabelle
1. Schritt : Wahl des Messtyps
Zuerst müssen Sie mit dem Befehl
Import ('Dateiname');
den Messtyp "Import" für das Übernehmen von Messwerten aus einer Datei aufrufen
und den Ort- und Dateiname der Datei unter "Dateiname" angeben, in der sich die Messwerttabelle
befindet.
2.Schritt : Messwerte einlesen
Mit dem Befehl
Mes_P_Import;
werden die Messwerte der nächsten Zeile in den Speicher übernommen und
mit dem Befehl
Mes_wp_import(Spalte)
kann auf den Messwert in der angegebenen Spalte zugegriffen werden
und den Messwert für die Berechnung von Variablen im Kernprogramm verwenden.
Messen über ein VisEdit - Wirkungsgefüge
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Abb.4.18 VisEdit - Messsymboleigenschaften
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Um in VisEdit eine Messung aus einer Datei zu übernehmen,
wählen Sie im Eigenschaftsdialog des Messymbols unter dem Punkt
"Sonstiges" den Typ "Messwerte aus Datei" aus
und geben in das Eingabefeld den Dateinamen ein
so wie dies in Abb.4.18 zu sehen ist.
Alternativ können Sie die Datei auch im Verzeichnis ihres Rechners auswählen,
in dem Sie auf den Button "Durchsuchen" klicken.
Es öffnet sich der in Windows übliche Dialog zum Öffnen und Auswählen einer Datei.
Beispiele
Wertetabelle in PAKMA einlesen
Die Tabelle aus Abb.4.17
zeigt eine Wertetabelle der Funktionen
f(z)=(z/10)², g(z)=12*(6-|z-15|) und h(z)=(-1)^z.
Wir wollen die Werte aus der
Wertetabelle (siehe Abb.4.17) in PAKMA
einlesen und in einem Graphen darstellen. Dazu rufen wir den Messtyp
und die Datei mit der Wertetabelle mit dem Befehl import('Messwerttabelle.txt')
im Kernprogramm auf. Die Datei wird Zeilenweise mit dem Befehl Mes_P_Import
ausgelesen und die zugehörigen Werte aus den Spalten mit dem Befehl
Mes_wp_import(spalte) an die Variablen und Ausgabegrössen des Kernprogramms
übergeben.
Dazu erstellen Sie folgendes Kernprogramm :
Import('Wertetabelle.txt');
z:=1;
repeat
Mes_P_Import;
z:=Mes_wp_import(1);
f:=Mes_wp_import(2);
g:=Mes_wp_import(3);
h:=Mes_wp_import(4);
ausgabe (f, g, h, z);
until z=30;
tabellentest.prj
Abb.4.19 zeigt eine mögliche Ausgabe des Projekts.
Videoanalyse
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Abb.4.20 Videoanalyse mit AVA
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Nicht immer gibt es die Möglichkeit, eine Bewegung mit einem Laufrad, Sonarmeter
oder einer Computermaus zu erfassen. Eine weitere
Möglichkeit, die Bewegung eines Körpers zu analysieren, bietet die Videoanalyse.
Zunächst wird der Bewegungsvorgang mit einer Videokamera aufgezeichnet
und digitalisiert.
Mit einem Computeranalyseprogramm ist es möglich,
die Koordinaten eines Objektes im
Video sowohl per Hand wie auch automatisch zu erfassen und in einer Tabelle zu speichern.
Wir wollen die Bewegung eines Federschwingers mit Hilfe einer Videoaufnahme in
PAKMA analysieren.
federschwing.avi zeigt die Videoaufnahme
des Federschwingers.
Mit Hilfe des Videoanalyseprogramms AVA (siehe Abb.4.20) werden
die Koordinaten der Bewegung des aufgenommenen Federschwingers
in eine Tabelle eingetragen.
In der ersten Spalte ist die Framenummer angezeigt und in der zweiten
Spalte die horizontale Koordinate des Federschwingers.
Wir interessieren uns nur für die vertikale Bewegung des Federschwingers, die in der
3.Spalte der Tabelle in Abb.4.20 zu sehen ist.
Daher löschen wir die ersten beiden Spalten und
speichern die Messwerttabelle von AVA aus unter dem Dateinamen
Federschwingtab.txt
im PAKMA-Verzeichnis ab.
Zunächst wird der Messtyp zum Übernehmen von Messwerten aus einer Datei
und der Dateiname mit dem Befehl
Import('federschwingtab.txt') aufgerufen. Die Bildwiederholungsfrequenz
des Videos beträgt 25 Frames pro Sekunde, der Zeitabstand zweier Frames beträgt also 0.04s.
Bei der Auswertung des Videos ist zu beachten, das aufgrund des während der Videoaufzeichnung
eingestellten Kammeramodus jeweils zwei identische Einzelbilder (Frames)
aufeinanderfolgen. Daher wählen wir als Schleifenzeit dt=0.08 Sekunden und
werten nur jedes zweite Frame aus.
Mit dem Befehl Mes_P_Import werden die Werte einer neuen Zeile der Tabelle
in den Speicher übertragen. Mit Mes_WP_Import wird auf die Einträge in
den Spalten zugegriffen. Die Tabelle in diesem Beispiel besteht aus
nur einer Spalte mit der Position des Federschwingers.
Im Experiment beträgt die Startauslenkung des
Federschwingers aus der Ruhelage 9cm. Die Ruhelage liegt im Video bei 290 Pixel,
die Maximalauslenkung beträgt auf dem Video 185 Pixel. Anhand dieser Werte rechnen
wir die Koordinaten des Federschwingers von den Pixeleinheit in der Tabelle
auf die entsprechende Auslenkung x in der Längeneinheit Meter zurück.
Das zugehörige Kernprogramm lautet:
Import ('federschwingtab.txt');
dt:=0.08; t:=0;
Mes_P_Import;
x_alt:=(Mes_WP_Import (1)-290)/185*0.09;
repeat
schleifenzeit (dt);
Mes_P_Import;// auszulesender Frame
x_neu:=(Mes_WP_Import (1)-290)/185*0.09;
Mes_P_Import;// identischer Frame
v_neu:=(x_neu-x_alt)/dt;
x:=x_alt;
v:=(v_neu+v_alt)/2;
a:=(v_neu-v_alt)/dt;
ausgabe(t,x,v,a);
t:=t+dt;
x_alt:=x_neu;
v_alt:=v_neu;
ausgabe(x,v,a,t);
until t>5;
federvideo.prj startet das Projekt.
Hinweis :
Zu diesem Thema lesen Sie auch den Artikel von T. Wilhelm, T. Geßner, M. Suleder, D. Heuer:
Sportaktivitäten vielseitig analysieren und modellieren – Video- und Messdaten multimedial aufbereiten.
In : Praxis der Naturwissenschaften, Heft 2, S. 23-30 Jg. 2003